Seit unsere Vorfahren den aufrechten Gang entdeckten und fortan vertikal durch die Steppe streiften, hat der Mensch vermutlich auch Bekanntschaft mit dem Thema Rückenschmerzen gemacht – denn anders als auf vier Beinen lastete plötzlich das ganze Gewicht des Oberkörpers auf den empfindlichen Verbindungsstücken des Rückens. Bandscheiben gelten als Stoßdämpfer der Wirbelsäule. Sie sitzen zwischen den einzelnen Wirbeln und verhindern, dass diese aneinander reiben. Funktioniert der Puffer nicht richtig, kann es zu Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen.
Zwei benachbarte Wirbelkörper sind durch eine Bandscheibe (Zwischenwirbelscheibe) fest miteinander verbunden
Die Bandscheiben sorgen für die Beweglichkeit der Wirbelsäule und wirken wie Puffer zwischen den Wirbeln. Eine Bandscheibe besteht aus einem elastischen Ring aus festem, faserigem Bindegewebe (Faserring) und einem weichen Kern aus gelartiger Flüssigkeit (Gallertkern). Ihre äußere knorpelähnliche Hülle ist mit der Knochenhaut der Wirbelkörper verwachsen. Ähnlich wie ein gut gefülltes Wasserkissen dämpft der Gallertkern Stoß- und Druckbelastungen ab und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der Belastungen. Der feste Faserring, der den Gallertkern umschließt und schützt, kann starken Zug- und Druckkräften standhalten: Bandscheiben können das Gewicht eines Kleinwagens aushalten. Doch natürlicher Verschleiß und einseitige Belastung machen die starken Stoßdämpfer unserer Wirbelsäule auf Dauer mürbe. Schmerzhafte Bandscheibenvorfälle lassen sich dennoch oft vermeiden.
In orthopädischen Praxen gehört die Behandlung von Bandscheibenvorfällen zur Tagesordnung
Der Stoffwechsel der Bandscheiben funktioniert also über Bewegung (Be- und Entlastung) – zum Beispiel beim Gehen
Störend wirkt dagegen eine ständige einseitige Druckbelastung wie bei langem, unbeweglichem Sitzen, aber auch dauernde Unterbelastung wie durch lange Bettruhe.
Außer Bewegungsmangel beeinflusst auch der natürliche Alterungsprozess den Stoffwechsel der Bandscheiben. Mit zunehmendem Alter nimmt der Flüssigkeitsgehalt des Gewebes ab, der Faserring wird spröde, der Gallertkern ist nicht mehr so prall gefüllt. Die Bandscheiben werden dünner, können Erschütterungen nicht mehr so gut abpuffern und sind verletzlicher. Können in jungen Jahren noch bis zu ungeheuren 1,5 Tonnen (so viel wiegt ungefähr ein Kleinwagen) abgefedert werden, vermindert sich diese Fähigkeit im höheren Alter auf 450 Kilogramm. Und man muss keinen Pkw in die Höhe lupfen, um derartige Kräfte auf die Wirbelsäule wirken zu lassen – falsch angepackt, erledigt das auch ein Sack Zement – oder der 10jährige Enkel, der Opa auf den Arm hopst.
Die größte Belastungsprobe für eine Bandscheibe besteht darin,
Trifft die Bandscheibensubstanz auf Nervengewebe,
kann es zu einer Entzündung kommen. Die typischen Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall strahlen bis in die Beine (bei einem Vorfall im Lendenbereich) oder seltener in die Arme (wenn die Halswirbelsäule betroffen ist) aus. Auch ein Kribbeln in Bein oder Arm, Taubheitsgefühle oder gar Lähmungserscheinungen können durch einen Bandscheibenvorfall verursacht werden. In seltenen Fällen können sogar Blasen- und Darmfunktion durch den verrutschten Gallertkern lahmgelegt werden. In solchen Fällen oder bei schwerwiegenden Lähmungen sollte der Bandscheibenvorfall so schnell wie möglich operiert werden, um bleibende Schäden zu verhindern.
Solche Operationen bilden aber in der Behandlung von Bandscheibenvorfällen glücklicherweise die Ausnahme
In neun von zehn Fällen lässt sich die Bandscheibe ohne operativen Eingriff behandeln, Orthopäden sprechen hier von einer „konservativen Therapie“. In der Akutphase geht es zunächst darum, die entzündeten Nerven zu beruhigen und die Schmerzen zu lindern. Ansonsten gilt in den folgenden sechs bis acht Wochen: Schonung und sanfte Bewegung. In dieser Zeit trocknet die ausgetretene Gallertmasse aus, wird dadurch kleiner und belastet nicht mehr den Nerv. Dann ist eine spezielle Krankengymnastik sinnvoll.
Um sich künftig vor weiteren Vorfällen zu schützen,
hilft es, vorhandene Fehlhaltungen zu korrigieren und die entsprechende Muskulatur zu stärken. Vor allem die Bauchmuskeln spielen bei der Entlastung der Wirbelsäule beim Heben eine große Rolle.
Das kann schützen:
Das Gewicht einer Last können Sie nicht beeinflussen. Sie können jedoch Körperhaltungen vermeiden, die Ihre Wirbelsäule unnötig beanspruchen.
Die wichtigste Regel lautet: Halten Sie den Rücken möglichst gerade. Heben oder tragen Sie Lasten nicht mit gekrümmtem, nach vorn gebeugtem Oberkörper oder mit einem Hohlkreuz.
Heben Sie die Last so nah am Körper wie möglich.
Halten Sie den Rücken beim Heben gerade und nutzen Sie auch die Kraft Ihrer Beinmuskulatur.
Achten Sie auf eine gute Spannung Ihrer Bauchmuskulatur.
Bringen Sie so viel Bewegung wie möglich in Ihren Alltag: Nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs, lassen Sie Ihr Auto für Strecken unter fünf Kilometer einfach stehen und radeln Sie, steigen Sie eine Haltestelle früher aus und gehen ein Stück zu Fuß, drehen Sie nach dem Mittagessen oder vorm Schlafengehen einmal eine Runde um den Block …
Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz abwechslungsreich: Gehen Sie ein paar Schritte zum Drucker, stellen Sie oft benötigte Ordner nicht in Griffweite auf, stehen Sie zum Telefonieren auf.
Bleiben Sie gesund!
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